Die Bedeutung des Minimum Viable Product (MVP) in der Produktentwicklung

Das Konzept des Minimum Viable Product (MVP) in der Produktentwicklung basiert auf den Arbeiten von Frank Robinson und wurde durch Eric Ries und sein Buch „Lean Startup“ bekannter gemacht (Cagan M., 2022). Trotz unterschiedlicher Interpretationen des MVPs durch verschiedene Autoren, darunter Ohlsen, Lean Startup und Andresen, orientiert sich dieser Artikel maßgeblich an der Definition von Marty Cagan in seinem Werk „Inspired“.

Das MVP soll so klein wie möglich sein und schnell erstellt werden, um zu testen, ob das adressierte Geschäftsproblem gelöst werden kann. Es ist wichtig, dass das MVP trotz seiner Kompaktheit einen gewissen Mehrwert bietet und nicht auf Kosten der Funktionalität reduziert wird. Es handelt sich nicht um einen „Walking Skeleton“, der lediglich das technische Konzept validiert.

Das Konzept der Viabilität, bekannt aus dem Konstruktivismus, bezeichnet eine „ausreichende Passung“ zu den Bedürfnissen der Nutzer:innen. Das MVP ist eine Art Vorprodukt, das erst validiert werden muss, bevor die erste Kundenversion in Produktionsqualität gebaut werden kann. Es dient der Überprüfung grundlegender Geschäftshypothesen und ist nicht darauf ausgelegt, Fragen zum Produktdesign oder zu technischen Merkmalen zu beantworten.

Der Produktmanagement-Coach Moe Ali definiert das MVP als Instrument zur Überprüfung von Hypothesen und riskantesten Annahmen. Es zielt darauf ab, grundlegende Fragen und Risiken zu klären, wie etwa die Zahlungsbereitschaft der Kunden, deren Entdeckung des Produkts und den Wettbewerbsvorteil im Vergleich zu anderen Lösungen.

Beim Erreichen des Product/Market-Fit soll das reduzierteste, schlankste Produkt in Produktionsqualität gebaut und ausgeliefert werden. Dabei sollte es das minimale werthaltige und nicht das minimale lieferbare Produkt sein. Das Produkt muss einen Mehrwert bieten und zur spezifischen Zielgruppe passen. Dieses Konzept basiert auf Marc Andreessen und unterscheidet sich vom MVP, da es nicht darauf abzielt, Hypothesen zu überprüfen, sondern einen Markt fit zu machen.

Team-Übung zur Produkt-Viabilität:

  • Wer: Das gesamte Team, inklusive erweitertem Team (z.B. mit Sales, Projektleitung oder Kundenberatung)
  • Wann: Nachdem bereits eine Weile zusammengearbeitet wurde und einige Features an User:innen und Kund:innen ausgeliefert wurden.
  • Wozu: Ziel ist es, das Team auf die Verhaltensweisen aufmerksam zu machen, die zu positiven Ergebnissen führen (nämlich zu Produkten, die Kund:innen begeistern).

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Features notieren: Notieren Sie in Einzelarbeit die gemeinsam entwickelten Features innerhalb eines definierten Zeitraumes (z.B. die letzten 3 Sprints) auf Stickies – auch die, an die wir nicht gern denken!
  2. Features auf Viability-Linie platzieren: Platzieren Sie nach den 10 Minuten Ihre Stickies auf einer Linie von 0% (geringe Viabilität) bis 100% (hohe Viabilität). Kommentieren Sie kurz jedes Sticky und diskutieren Sie im Team die Platzierung.
  3. Gute Strategien, schlechte Strategien und Ideen identifizieren: Notieren Sie, wie das Team sich bei der Entwicklung von bestimmten Features verhalten hat und platzieren Sie die Stickies entsprechend in Feldern für gute, schlechte oder neue Ideen.
  4. Best-Practices und To-dos auflisten: Notieren Sie die Top 5 Verhaltensweisen, die zu einer hohen Viabilität geführt haben, und überlegen Sie, wie Sie diese in Zukunft verstärkt umsetzen können. Identifizieren Sie auch mögliche To-Dos zur Verbesserung der Viabilität.

Quellen:

  1. Cagan, M. (2022). Inspired – deutsche Ausgabe: Wie Sie Tech-Produkte entwickeln, die Ihre Kunden lieben werden. Wiley-VCH.

  2. Ali, M. (2022). Von https://www.linkedin.com: https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6958097949134397440?updateEntityUrn=urn%3Ali%3Afs_feedUpdate%3A%28V2%2Curn%3Ali%3Aactivity%3A6958097949134397440%29 abgerufen.

  3. Ries, E. (2014). Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. Redline Verlag.

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