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Die Arbeit als Produktmanager:in in einem Produkt-Team ist komplex. In diesem Abschnitt lernst du, was die Aufgaben einer Produktmanagerin sind und wie diese Rolle definiert wird. Du erfährst, was die Unterschiede zu Product Ownern und Projektmanagern sind und wie der Quereinstieg ins Produktmanagement gelingen kann. Außerdem erhältst du einen Einblick in die anderen Rollen im Produkt-Team und die besondere Art der Zusammenarbeit zwischen Produkt-Person und Entwickler:in.

Bei moderner Produktarbeit dreht sich alles um Beziehungen. Das gilt besonders für Product Manager (Cagan M. J., 2022).

Product Manager Rollendefinition: Die Arbeit als Produktmanager:in ist vor allem eines: Arbeit mit Menschen. In der Literatur wird die Rolle wie folgt definiert: „[…] jemand […], der das Produktteam dazu gebracht hat, Technologie und Design so miteinander zu kombinieren, dass echte Kundenprobleme auf eine Weise gelöst werden, die mit den geschäftlichen Bedürfnissen übereinstimmt.“ (Cagan M. , 2022) „Product managers bring the Business context – they help teams to ensure that the products they are building are viable for the business. They ensure that the business that supports the product will survive over time, allowing the team to further satisfy customers‘ needs.“ (Torres, 2021) „The product manager deeply understands both the business and the customer to identify the right opportunities to produce value. They are responsible for synthesizing multiple pieces of data, including user analytics, customer feedback, market research, and stakeholder opinions, and then determining in which direction the team should move. They keep the team focused on the why – why are we building this product, and what outcome will it produce?“ (Perri, 2018a)

Diese Zitate zeigen, dass es beim Produktmanagement darum geht, die folgenden Punkte effektiv miteinander zu verbinden:

1. Business Value: Produktmanager:innen müssen Entscheidungen treffen, die gut für die eigene Organisation sind. Das Produkt soll dem Geschäft nutzen und möglicherweise bestimmte (finanzielle) Vorgaben erfüllen.
2. Nutzer:innen-Fokus: Die Nutzer:innen und Kund:innen sollen begeistert oder zumindest zufrieden sein und das Produkt kaufen bzw. verwenden. Es geht darum, Kundenbedürfnisse und -probleme zu analysieren und zu verstehen, anstatt sich mit Vorannahmen (den eigenen oder denen von Stakeholdern) zufriedenzugeben.
3. Leadership: Das Produktteam braucht eine Vision und ein Ziel. Diese zu entwickeln und das Team dafür zu begeistern, liegt in der Verantwortung der Produktmanagerin. Das Team muss zum gemeinsamen Ziel geführt werden. Und das zumeist ohne disziplinarische Führungsrolle.

Product Owner vs. Product Manager: Im Scrum gibt es die Rolle des Product Owner, für die drei Verantwortlichkeiten im Vordergrund stehen (Perri, 2018a):

• Eine Liste mit bearbeitbaren Aufgaben erstellen
• Diese Liste priorisieren
• Die umgesetzten Ergebnisse prüfen Im Produktmanagement geht es darum, wie diese Aufgaben zu lösen sind und wie Wert für User und Stakeholder geschaffen werden kann. Es geht darum, das richtige Produkt zu bauen, wie Prototypen gebaut und geprüft werden können und wie dem Team eine Vision vermittelt wird. „[] product owner is a role you play on a scrum tream. Product manager is a career.“ (Perri, 2018a) Oft übernimmt der Produktmanager die Rolle des Product Owner oder es gibt einen Produktmanager, der übergeordnet mit mehreren Product Ownern (aus jeweils einem Scrum Team) zusammenarbeitet (Olsen, 2015). Ich habe beobachtet, dass die Rolle des Product Owners übernommen wird und die notwendigen Produktmanagement Skills fehlen. Das Team und der Produkterfolg leiden darunter. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass Product Owner die Grundlagen des Produktmanagements erlernen und zu Produktmanagern werden.

Der Weg ins Produktmanagement: Es gibt unterschiedliche Wege ins Software-Produktmanagement. Meist führen bestimmte berufliche Stationen in einem produzierenden Unternehmen dazu, dass eine Person aus einer anderen Rolle ins Produktmanagement wechselt. Außerdem gibt es hilfreiche Weiterbildungen, die auf diese Aufgabe vorbereiten. Bestimmte persönliche Eigenschaften wie z.B. Freude an Kommunikation sind ebenfalls hilfreich. Für eine sehr gute Entwicklung von Produktmanager:innen ist ein starkes Mentoring von einer erfahrenen Person nötig (Cagan M. J., 2022). In meiner Laufbahn habe ich viele gute Produktmanager:innen kennengelernt und die meisten von ihnen hatten entweder eine technische Ausbildung oder eine Ausbildung in einem für das Produkt relevante Business. Das kann eine Ausbildung in der Branche sein, in der sie als Produktmanager:in eine Software betreuen. So kann etwa eine Bankkauffrau die Rolle einer Produktmanagerin für eine Software im Banken-Bereich übernehmen. Meist eignen Produktmanager:innen sich das jeweils andere Feld (also Business oder Tech) selbst an – mit viel Offenheit, Neugier, Engagement und hoher Frustrationstoleranz. Eine Person mit einer fachlichen Ausbildung bildet sich soweit wie nötig ein Verständnis von Softwareentwicklung sowie dem Aufbau und dem Datenmodell der jeweiligen Software. Eine Person mit einer technischen Ausbildung, eignet sich das nötige Branchenwissen an.

Liste der Zertifikate, Literatur und Kurse für den Einstieg ins Produktmanagement:

• Product Owner Zertifikat:

  • Beispielsweise PSPO (Professional Scrum Product Owner bei scrum.org – ca. 250$)
  • Im Zuge dessen das agile Manifest (online) und den Scrum Guide verinnerlichen

• Vertiefung in Konzepte und Methoden:

  • Kanban Board
  • Extreme Programming
  • Design Thinking
  • Behavior Driven Development
  • Lean Startup
  • Lean Product Management

• Literatur:

  • Das Buch „Inspired“ von Marty Cagan lesen

• Vertraut machen mit Tools und Diensten:

  • Jira
  • Confluence
  • GitHub

• Verständnis für Softwareentwicklung:

  • Absolvierung eines einfachen Programmierkurses in einer modernen Programmiersprache (z.B. über Udemy)
  • Es geht darum, zu lernen, wie Software gebaut wird, nicht darum, selbst zum Programmierer zu werden
  • Idealerweise: Austausch mit jemandem, der hobbymäßig Software entwickelt, um Einblicke zu gewinnen und unterstützt zu werden

• Praktische Schritte:

  • Beginnen Sie sofort mit der Bewerbung! Warten Sie nicht. Suchen Sie sofort einen Einstieg in eine Software, deren Branche Sie kennen. Sobald Sie den Einstieg geschafft haben, sind Sie auf dem richtigen Weg.

Diese Liste bietet eine erste Orientierung für Personen, die Interesse am Einstieg ins Produktmanagement haben. Durch die Kombination aus Zertifikaten, Literatur und praktischen Erfahrungen können die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden, um erfolgreich in dieser anspruchsvollen Branche Fuß zu fassen.

Die Quellen für diesen Artikel sind:

• Cagan, M. (2022). Inspired – deutsche Ausgabe: Wie Sie Tech-Produkte entwickeln, die Ihre Kunden lieben werden. Wiley-VCH.
• Perri, M. (2018a). Escaping the Build Trap: How Effective Product Management Creates Real Value. O’Reilly Media, Inc.
• Torres, T. (2021). Continuous Discovery Habits: Discover Products that Create Customer Value and Business Value. Product Talk LLC.