Wahrnehmungspositionen und Perspektivwechsel: Eine Übung zur Förderung von Verständnis und Zusammenarbeit

In der Welt der zwischenmenschlichen Interaktionen ist es von entscheidender Bedeutung, die Perspektive anderer zu verstehen, um konstruktiv zu kommunizieren und effektiv zusammenzuarbeiten. Doch jeder Mensch erlebt die Welt auf einzigartige Weise, was bedeutet, dass unsere Wahrnehmungen und Perspektiven variieren können. Um eine bessere Verständigung zu ermöglichen, ist es hilfreich, die verschiedenen Wahrnehmungspositionen bewusst einzunehmen und zu reflektieren.

Die verschiedenen Wahrnehmungspositionen:

  1. Ich-Perspektive: Die eigene Sichtweise und Erfahrung.
  2. Perspektive einer anderen Person: Die Sichtweise und Erfahrung einer beteiligten Person.
  3. Perspektive des gemeinsamen Ziels: Die Sichtweise und Erfahrung in Bezug auf das gemeinsame Ziel oder die Aufgabe.
  4. Meta-Position: Eine unbeteiligte, objektive Betrachtung der Situation.

Übung: Selbstreflexion zu Wahrnehmungspositionen

Diese Übung dient der persönlichen Bearbeitung von Konflikten und der Förderung von Verständnis für andere Personen. Sie kann auch als „billiges Konfliktmanagement“ dienen, um Kommunikationsprobleme zu lösen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Übung:

Arbeitsvorbereitung:

  • Stellen Sie zwei Stühle gegenüber auf.
  • Verwenden Sie ein Miro-Board oder Papier und Stift, um die verschiedenen Wahrnehmungspositionen darzustellen.

Ablauf:

  1. Ich-Perspektive:

    • Setzen Sie sich auf Stuhl 1 und betrachten Sie Stuhl 2.
    • Aus der eigenen Perspektive sagen Sie ungefiltert, was Sie denken und fühlen.
    • Formulieren Sie dabei in „Ich“-Form und Gegenwartsform.
    • Ablenkung: Führen Sie eine kurze Übung durch, um sich zu entspannen.
  2. Perspektive einer anderen Person:

    • Setzen Sie sich auf Stuhl 2 und betrachten Sie Stuhl 1.
    • Fühlen Sie sich in die andere Person hinein und antworten Sie ungefiltert auf das Gehörte.
    • Formulieren Sie dabei in „Ich“-Form und Gegenwartsform.
    • Ablenkung: Führen Sie erneut eine kurze Übung durch.
  3. Meta-Position:

    • Stehen Sie neben den Stühlen und reflektieren Sie die beiden Perspektiven.
  4. Wiederholung:

    • Wiederholen Sie die Schritte 1 und 2.
  5. Reflexion:

    • Stehen Sie erneut neben den Stühlen und beantworten Sie folgende Fragen: a. Was ist das gemeinsame Ziel der beiden? b. Welche Ressourcen benötigen die Personen, um das Ziel zu erreichen? Notieren Sie diese Ressourcen. c. Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie diese Ressourcen bereits hatten, und erleben Sie sie nacheinander mit dem VAKOG-Modell.
  6. Wiederholung mit neuen Erkenntnissen:

    • Wiederholen Sie die Schritte 1 und 2 mit den neuen Erkenntnissen.
  7. Reflexion des gemeinsamen Ziels:

    • Reflektieren Sie aus der Perspektive des gemeinsamen Ziels.
  8. Meta-Reflexion:

    • Reflektieren Sie die gesamte Übung aus einer unbeteiligten Meta-Position.

Diese Übung fördert nicht nur das Verständnis für verschiedene Perspektiven, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur konstruktiven Zusammenarbeit in Konfliktsituationen.

Quellen:

  • O’Connor, J. S. (2015). Neurolinguistisches Programmieren: Gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung (23. Aufl.). VAK.
  • König, E., & Neuijen, E. (Hrsg.). (2018). Handbuch Systemische Organisationsberatung: Mit E-Book inside (3. Aufl.). Beltz.

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