Die Entwicklung einer klaren und inspirierenden Produktvision ist entscheidend für den Erfolg eines Projekts. In diesem Artikel werden zwei effektive Workshop-Formate vorgestellt, die Teams dabei unterstützen können, eine gemeinsame Vision zu entwickeln und zu schärfen. Diese Methoden sind inspiriert von bewährten Praktiken und können dazu beitragen, das Engagement und die Zusammenarbeit im Team zu stärken.
Workshop-Format 1: Produkt-Vision entwickeln mit Timeline
Die Nutzung einer Timeline kann einem Team helfen, vergangene Arbeitszyklen zu reflektieren, beispielsweise während einer Retrospektive. Zusätzlich kann eine Timeline genutzt werden, um eine gemeinsame Zukunftsvision für ein Produkt zu entwickeln. Dabei wird der „Als-Ob-Rahmen“ verwendet, wobei das Team so tut, als wäre es bereits an dem Punkt in der Zukunft angekommen, den die Timeline markiert.
Simon Sinek beschreibt in seinem Buch „Frag immer erst Warum?“ die Elemente einer Vision: den Golden Circle. Dabei stellt das WARUM den Kern einer Vision dar, gefolgt vom WAS und dem WIE. Diese Elemente können mithilfe einer Timeline vom Team erarbeitet werden:
Das WARUM wird erlebbar: Der Zielzustand wird als attraktiv erlebt, die gemeinsame Vision aufgebaut und gestärkt, und das Team kommt in einen intrinsisch motivierten Zustand.
Das WAS wird sichtbar: Das Team kann aus der Zukunftsperspektive die Ressourcen identifizieren, die notwendig sind, um das Ziel zu erreichen.
Das WIE wird machbar: Nachdem das Team die Ressourcen identifiziert hat, kann es Situationen finden, in denen die Teammitglieder schon einmal diese Ressource erfolgreich abgerufen haben.
Es ist wichtig sicherzustellen, dass das Team offen für diese Art von Workshops ist, damit sie effektiv sind.
Arbeitsvorbereitung:
Legen Sie eine Linie (z.B. mit einem Seil) im Raum aus oder zeichnen Sie eine entsprechende Timeline auf einem Whiteboard. Stellen Sie Karten/Stickies, Stifte und wenn möglich ein Flipchart für das Ziel bereit.
Ablauf:
Markieren Sie mit Stickies/Karten die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf der Timeline (lassen Sie genug Platz dazwischen).
In einer einleitenden Diskussion benennen Sie den Zielzustand und setzen ein Datum fest. Schreiben Sie dieses Ziel auf eine Karte und platzieren Sie es auf der Linie.
Das Team positioniert sich in der Gegenwart und richtet den Blick auf das Ziel.
Das Team stellt sich nun auf das Ziel/zum Ziel mit Blick Richtung Zukunft und teilt jeweils einen Satz über den erreichten Zielzustand mit.
Gemeinsam sammeln Sie, welche Ressourcen das Team von der Gegenwart zum Ziel geführt haben und schreiben sie auf Karten.
Jedes Teammitglied wählt eine Ressource und berichtet dem Team, wann diese Ressource in der eigenen Vergangenheit erfolgreich verwendet wurde.
Zum Abschluss gehen Sie gemeinsam als Team vom Bereich Gegenwart zum Zielbereich zurück.
Workshop-Format 2: Schärfen der Produktvision mit der Walt Disney Strategie
Dieses Format dient dazu, ein Vorhaben zu konkretisieren und alltagstauglich zu machen. Der Legende nach soll Walt Disney seine Ziele so auf Herz und Nieren geprüft haben. Das Format wird im NLP als Coaching-Intervention für eine einzelne Person durchgeführt. Hier wurde sie als Teamübung umformuliert und dient dazu, eine gemeinsame Produkt-Vision zu schärfen. Diese Übung ist besonders dann hilfreich, wenn das Team dazu neigt, auf das zu fokussieren, was NICHT geht („ja, aber“).
Arbeitsvorbereitung:
Legen Sie drei gleich große Kreise aus, in die das Team passt. Beschriften Sie sie mit „Visionäres Team“, „Umsetzenden Team“ und „Kritisches Team“. Die Übung kann alternativ auch an einem Whiteboard wie z.B. dem Miro-Board durchgeführt werden.
Ablauf:
Benennen Sie das Projekt und notieren Sie es.
Jedes Teammitglied überlegt für sich, in welchen Situationen er oder sie in der Vergangenheit erfolgreich visionär, praktisch und kritisch war. Dieser Zustand wird nun jeweils mit dem entsprechenden Kreis in Verbindung gebracht.
Betreten Sie den Kreis „Visionär“ und schreiben Sie aus diesem Zustand heraus auf Stickies, was Ihnen zu dem Projekt einfällt.
Wiederholen Sie Schritt 3 für den Kreis „Praktisch/Umsetzung“ und „Kritisch“.
Wiederholen Sie den Prozess für einen zweiten Durchgang, wobei auf die Ideen der ersten Runde eingegangen werden kann.
Das Team kann nun die gesammelten Ideen gruppieren, priorisieren und erste To-dos ableiten.
Diese Methoden bieten strukturierte Ansätze, um die Produktvision im Team zu entwickeln und zu schärfen. Durch die effektive Zusammenarbeit und die Fokussierung auf gemeinsame Ziele können Teams ihre Produktentwicklung vorantreiben und erfolgreiche Ergebnisse erzielen.
Hinweis: Bevor Sie diese Art von Workshops durchführen, stellen Sie sicher, dass das Team offen für diese Methode ist und die Zusammenarbeit fördern möchte. Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder bereit sind, aktiv teilzunehmen und die festgelegten Ziele gemeinsam zu erreichen.
Die Quellen für diesen Artikel sind:
- O’Connor, J. S. (2015). Neurolinguistisches Programmieren: Gelungene Kommunikation und persönliche Entfaltung (23. Aufl.). VAK.
- Sinek, S. (2014). Frag immer erst: warum: Wie Top-Firmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren (1.). Redline Verlag.