Der Konstruktivismus ist eine Strömung der Erkenntnistheorie. Begründet wurde der radikale Konstruktivismus von den Philosophen Ernst von Glasersfeld und Heinz von Foerster.
Diese Theorie besagt, dass die eine wahre Wirklichkeit nicht existiert. Stattdessen konstruiert sich jeder Mensch seine eigene Realität und sein Erleben der Welt (Schlippe & Schweitzer, 2016).

Ein bekanntest und anschauliches Beispiel zum Thema Konstruktivismus ist Watzlawicks Parabel „Die Geschichte mit dem Hammer“ (Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein (31.), 2009):
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar ihm den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Morgen“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“
Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein
Die Geschichte zeigt, dass wir unser Erleben selbst gestalten – auch in Abhängigkeit zu individuellen Voraussetzungen und Vorerfahrungen. Somit sieht jeder Mensch die Welt durch seinen individuellen Filter.
Die Geschichten, die wir uns selbst über unsere Umwelt und andere Menschen erzählen, bestimmen unsere Interpretation äußerer Reize und dann auch unsere Reaktion. Der Mann in der Geschichte könnte seine Interpretation hinterfragen und überdenken und dann anders reagieren.
Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.
Viktor Frankl