Das Konzept eines MVP (Minimum Viable Product) in der Produktentwicklung basiert auf Frank Robinson und wurde durch Eric Ries und sein Buch „Lean Startup“ bekannter (Cagan M. , 2022). Das MVP wird bei verschiedenen Autor:innen unterschiedlich interpretiert: ist ein MVP eine Art Prototyp oder geht das über einen Prototyp hinaus? Im laufe der Zeit traten außerdem weitere Konzepte wie „Pretotype“ oder „Minimum Lovable Product“ auf den Plan. Hier findest du eine Interpretation des MVP, die ich persönlich sinnvoll finde und die sich maßgeblich an der Definition des MVP von Marty Cagan in seinem Buch Inspired orientiert.

Minimum: Das MVP soll so klein wie möglich sein und schnell erstellt werden. Dabei sollte es trotzdem so groß sein, um testen zu können, ob das adressierte Geschäftsproblem gelöst werden kann. Hier muss ein Maß gefunden werden und nicht so weit reduziert werden, bis kaum noch ein Mehrwert vorhanden ist.
Abgrenzung zum „Walking Skeleton“: Als Bezeichnung für einen „technischen Durchstich“ hat sich der Begriff „Walking Skeleton“ etabliert. Hier handelt es sich um einen Prototyp, der so reduziert ist, dass lediglich das technische Konzept damit validiert werden kann.
Viable: Das Konzept der Viabilität ist aus dem Konstruktivismus bekannt. Viabilität bezeichnet eine „ausreichende Passung“ zu den Bedürfnissen und der Weltsicht der User:innen, die erarbeitet werden muss. Dazu Ziel ist es, den Product/Market-Fit zu erreichen – also die „Passung“ des Produkts zum Markt.
Product: Das Minimum Viable Product ist eine Art Vor-Produkt. Bei Marty Cagan wird es sogar als eine Art Prototyp bezeichnet. Erst wenn dieser validiert wird, kann die erste Kundenversion in Produktionsqualität gebaut werden.
Ein MVP ist, anders als ein Prototyp oder Konzepttest, nicht darauf ausgelegt, Fragen zum Produktdesign oder zu technischen Merkmalen zu beantworten. Es zielt darauf ab, grundlegende Geschäftshypothesen zu überprüfen (Ries, 2014).
Auch wenn Ries hier schreibt, es handele sich nicht um einen Prototyp, ist es auch kein Produkt in Produktionsqualität. Daher ist es eine Art von Vor-Produkt, mit dem geprüft wird, ob die adressierten Geschäftsprobleme damit gelöst werden können.
Der Produktmanagement Coach Moe Ali erklärt treffend in einem seiner Linkedin-Beiträge (Ali, 2022) sein Verständnis vom Sinn und Zweck eines MVP. Ein MVP wird demzufolge dazu verwendet, seine Hypothesen und riskantesten Annahmen zu überprüfen. Dabei gehe es weniger um die Frage, ob jemand das Produkt WILL. Vielmehr geht es um die Beantwortung folgender Fragen bzw. Risiken:
- Werden Personen dafür zahlen?
- Wieviel werden sie zahlen?
- Wie werden sie es entdecken?
- Was ist besser als bei den Konkurrenten?
- Warum haben die Konkurrenten das Thema nicht in ihrer Roadmap?